DIE EVANGELIEN
Jesus von Galiläa kam an den Jordan zu Johannes, um sich von Johannes taufen zu lassen. Johannes aber wollte erst
nicht. „Ich müsste von dir getauft werden und du kommst zu mir?“
Jesus antwortete ihm: „Lasse es nur zu!“ Da gab Johannes nach. Kaum war Jesus getauft, da öffnete sich der Himmel, und der Geist Gottes kam wie eine Taube herab. Und eine Stimme aus dem Himmel
sprach: Das ist mein geliebter Sohn, an dem ich Gefallen gefunden habe.
(nach Matthäus 3, 13-17)
Und eines Tages lehrte er, da saßen auch Pharisäer und Lehrer des Gesetzes dabei. Das Haus war voll. Einige Männer brachten einen Gelähmten und versuchten, ins Haus zu kommen. Weil sie wegen der Menge keinen Zugang fanden, stiegen sie auf das Dach und ließen ihn durch die Ziegel hinunter direkt vor Jesus. Und als er ihren Glauben sah, sprach er: "Mensch, deine Sünden sind dir vergeben." Und die Schriftgelehrten und die Pharisäer sprachen untereinander: „Wer kann Sünden vergeben als allein Gott?“ Da sagte Jesus zum Gelähmten: „Steh auf.“ Und er stand auf. (nach Lukas 5, 17 – 21)
Jesus ging in das Haus des Zöllners Levi, der ihm ein großes Mahl bereitet hatte. Viele Zöllner und andre saßen mit ihm zu Tisch. Und die Pharisäer und ihre Schriftgelehrten murrten und sprachen zu seinen Jüngern: „Warum esst und trinkt ihr mit den Zöllnern und Sündern?“ Und Jesus antwortete: „Die Gesunden brauchen keinen Arzt, sondern die Kranken. Ich bin nicht gekommen, Gerechte zu rufen, sondern Sünder zur Buße.“ (nach Lukas 5, 27 – 32)
Und Jesus sandte die zwölf Jünger aus: „Geht und predigt, das Himmelreich ist nahe. Macht Kranke gesund, weckt Tote auf, treibt böse Geister aus. Umsonst habt ihr es empfangen, umsonst gebt es auch. Nehmt kein Geld mit, und keine Reisetasche, auch nicht zwei Hemden, keine Schuhe und keinen Stecken. Will man euch nicht aufnehmen, so verlasst dieses Haus und schüttelt den Staub von euren Füßen.“ (nach Matthäus 10, 5 - 9)
Ein Gesetzeslehrer fragte Jesu: Wer ist mein Nächster? Da antwortete Jesus: "Es war ein Mensch, der ging von Jerusalem hinab nach Jericho und fiel unter die Räuber; die zogen ihn aus und schlugen ihn und machten sich davon und ließen ihn halb tot liegen. Ein Priester kam vorbei und ging vorüber. Auch ein Levit ging weiter. Ein Samariter aber, der auf der Reise war, sah ihn und er ging zu ihm, goss Öl und Wein auf seine Wunden und verband sie ihm, hob ihn auf sein Tier und brachte ihn in eine Herberge. Wer von diesen dreien, meinst du, ist der Nächste geworden dem, der unter die Räuber gefallen war?" Der Gesetzeslehrer sprach: "Der die Barmherzigkeit an ihm tat." Da sprach Jesus zu ihm: "So geh hin und tu desgleichen." (Nach Lukas 10, 29 – 37)
In Kapernaum gingen Jesus und die Jünger am Sabbat in die Synagoge
Dort war ein Mann mit einem unreinen Geist, der rumschrie: „Lass mich! Was haben wir mit dir zu tun, Jesus, du Nazarener?“ Jesus befahl ihm: „Sei still und verschwinde!“ Da zerrte der unreine Geist den Mann hin und her und fuhr dann aus.
Und alle waren verblüfft und fragten sich untereinander: Was für eine neue Lehre ist dies? (nach Markus 1, 21 – 28)
Jesus und die Jünger ruderten mit dem Boot auf den See hinaus. Da brach ein gewaltiger Sturm los. Hohe Wellen schlugen ins Boot, es lief voll Wasser und drohte zu sinken. Jesus aber schlief hinten im Boot auf einem Kissen. Da rüttelten ihn die Jünger wach und schrien voller Angst: «Herr, wir gehen unter! Merkst du das nicht? » Sofort stand Jesus auf, bedrohte den Wind und rief in das Toben der See: «Sei still! Schweig! » Da legte sich der Sturm, und tiefe Stille breitete sich aus. «Warum hattet ihr solche Angst? » fragte Jesus seine Jünger, «habt ihr denn gar kein Vertrauen zu mir? » (nach Markus 4, 35-41)
Unter den Pharisäern gab es einen mit Namen Nikodemus, ein Oberster der Juden. Der kam zu Jesus bei Nacht und sprach zu ihm: "Rabbi, wir wissen, dass du ein Lehrer bist, von Gott gekommen; denn niemand kann die Zeichen tun, die du tust, es sei denn Gott mit ihm." Jesus antwortete und sprach zu ihm: "Wahrlich, wahrlich, ich sage dir: Wenn jemand nicht von Neuem geboren wird, so kann er das Reich Gottes nicht sehen. " Nikodemus spricht zu ihm: "Wie kann ein Mensch geboren werden, wenn er alt ist? Kann er denn wieder in seiner Mutter Leib gehen und geboren werden?" Jesus antwortete: "Wahrlich, wahrlich, ich sage dir: Wenn jemand nicht geboren wird aus Wasser und Geist, so kann er nicht in das Reich Gottes kommen. Was aus dem Fleisch geboren ist, das ist Fleisch; und was aus dem Geist geboren ist, das ist Geist. Wundere dich nicht, dass ich dir gesagt habe: Ihr müsst von Neuem geboren werden. Der Wind bläst, wo er will, und du hörst sein Sausen wohl; aber du weißt nicht, woher er kommt und wohin er fährt. So ist ein jeder, der aus dem Geist geboren ist." (nach Johannes 3, 1 – 8)
„Wie kannst du als Jude mich, eine Samariterin, um etwas zu trinken bitten?“ Jesus antwortete ihr: "Wenn du wüsstest, wer es ist, der dich um Wasser bittet, dann hättest du ihn gebeten und er hätte dir lebendiges Wasser gegeben." Sie sagte zu ihm: " Herr, woher hast du das lebendige Wasser?" Jesus sagte: "Wer von diesem Wasser trinkt, wird wieder Durst bekommen. Wer aber von dem Wasser trinkt, das ich ihm gebe, wird niemals mehr Durst haben. Vielmehr wird das Wasser, das ich ihm gebe, zu einer Quelle werden, deren Wasser ins ewige Leben fließt." Da sagte die Samariterin zu ihm: "Herr, gib mir dieses Wasser."
(nach Johannes 4, 7 - 15)
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Danach zog Jesus hinauf nach Jerusalem. Es ist aber in Jerusalem beim Schaftor ein Teich, der heißt auf Hebräisch Betesda. Dort sind fünf Hallen; in denen lagen viele Kranke, Blinde, Lahme, Ausgezehrte. Dort lag ein Mann, der war seit achtunddreißig Jahren krank. Als Jesus ihn liegen sah und vernahm, dass er schon so lange krank war, sprach er zu ihm: "Willst du gesund werden?" Der Kranke antwortete ihm: Herr, ich habe keinen Menschen, der mich in den Teich bringt, wenn das Wasser sich bewegt; wenn ich aber hinkomme, so steigt ein anderer vor mir hinein. Jesus spricht zu ihm: Steh auf, nimm dein Bett und geh!" Und sogleich wurde der Mensch gesund und nahm sein Bett und ging.
(nach Johannes 5, 1 – 8)
Am Abend aber gingen seine Jünger hinab an das Meer, stiegen in ein Boot und fuhren über das Meer nach Kapernaum. Und es war schon finster geworden und Jesus war noch nicht zu ihnen gekommen. Und das Meer wurde aufgewühlt von einem starken Wind. Als sie nun etwa fünfundzwanzig oder dreißig Stadien gerudert waren, sahen sie Jesus auf dem Meer gehen und nahe an das Boot kommen; und sie fürchteten sich. Er aber spricht zu ihnen: "Ich bin's; fürchtet euch nicht!" Da wollten sie ihn ins Boot nehmen; und sogleich war das Boot am Land, wohin sie fahren wollten. (Johannes 6, 16 – 21)
Da lief ihm ein Mann entgegen, der wurde von Dämonen beherrscht und lebte in Grabhöhlen. Er war so wild, dass er nicht einmal mit Ketten gebändigt werden konnte. Er warf sich vor Jesus nieder: «Was willst du von mir, Jesus, du Sohn Gottes? Ich beschwöre dich beim Allerhöchsten, quäle mich nicht! » Da fragte ihn Jesus: «Wie heißt du?» Der Dämon in dem Mann antwortete: «Mein Name ist Legion, denn viele von uns beherrschen diesen Menschen.» Immer wieder bat er Jesus: «Vertreibe uns nicht aus dieser Gegend!» Nicht weit entfernt an einem Abhang wurde gerade eine große Herde Schweine gehütet. «Lasse uns in diese Schweine fahren», bettelten die Dämonen. Jesus erlaubte es ihnen. Da ließen die Dämonen den Mann frei und bemächtigten sich der Schweine, und die Schweine stürzten sich den Abhang hinunter in den See. (nach Markus 5, 1 – 13)
Ein Pharisäer hatte Jesus zum Essen eingeladen. Als Jesus bei Tisch lag kam eine Frau mit einem Fläschchen teuren Öls und setzte sich ihm zu Füßen und begann seine Füße zu salben. Als der Pharisäer das sah, sagte er sich: »Wenn dieser Mann wirklich ein Prophet wäre, wüsste er, dass sie eine Hure ist.« Da sagte Jesus: »Simon, ich muss dir etwas sagen!« Simon sagte: »Lehrer, bitte sprich!« Jesus wies auf die Frau und sagte » Ich kam in dein Haus und du hast mir kein Wasser für die Füße gereicht; sie aber hat mir die Füße mit Tränen gewaschen und mit ihren Haaren abgetrocknet. Du hast meinen Kopf nicht mit Öl gesalbt, sie aber hat mit kostbarem Öl meine Füße gesalbt. Darum sage ich dir: Ihre große Schuld ist ihr vergeben worden. Eben deshalb hat sie mir so viel Liebe erwiesen. Dann sagte Jesus zu der Frau: »Deine Schuld ist dir vergeben!"
(nach Matthäus 11, 36-48)
Da war eine Frau, die schon zwölf Jahre an Blutfluss litt. Sie war bei vielen Ärzten gewesen und hatte ihr ganzes Vermögen ausgegeben. Sie drängte sich in der Menge von hinten heran und berührte sein Gewand. Und sofort versiegte die Quelle des Blutes und sie spürte in ihrem Leib, dass sie geheilt war. Im selben Augenblick fühlte Jesus, dass eine Kraft von ihm ausströmte, und er wandte sich in dem Gedränge um und fragte: "Wer hat mein Gewand berührt?" Seine Jünger sagten zu ihm: "Du siehst doch, wie sich die Leute um dich drängen, und da fragst du: Wer hat mich berührt?" Er blickte umher, um zu sehen, wer es getan hatte. Da kam die Frau, fiel vor ihm nieder und sagte ihm die Wahrheit. Er aber sagte zu ihr: „Meine Tochter, dein Glaube hat dich geheilt. Geh in Frieden!“ (nach Markus 5, 25 – 32)
Sie kamen in das Haus des Vorstehers der Synagoge, Jairus, und Jesus sah das Getümmel und wie sehr sie weinten. Er ging hinein und sprach zu ihnen: „Was weint ihr? Das Kind ist nicht gestorben, sondern es schläft.“ Er trieb sie alle hinaus und nahm mit sich die Eltern und ging hinein, wo das Mädchen lag. Er ergriff das Kind bei der Hand und sprach: "Talita kum! (– das heißt übersetzt: Mädchen, ich sage dir, steh auf!) „ Und sogleich stand das Mädchen auf und ging umher. Es war aber zwölf Jahre alt. (nach Markus 5, 38-42)
Da brachte man Kinder zu ihm, damit er ihnen die Hände auflegte und für sie betete. Die Jünger aber wiesen die Leute zurecht. Doch Jesus sagte:
"Lasst die Kinder und hindert sie nicht, zu mir zu kommen! Denn Menschen wie ihnen gehört das Himmelreich." Dann legte er ihnen die Hände auf und zog von dort weiter.
(nach
Matthäus 19, 13 – 15)
Da nahmen sie den Stein weg. Jesus erhob seine Augen und sprach: Vater, ich danke dir, dass du mich erhört hast. Ich wusste, dass du mich immer erhörst. Nachdem er dies gesagt hatte, rief er mit lauter Stimme: Lazarus, komm heraus! Da kam der Verstorbene heraus; seine Füße und Hände waren mit Binden umwickelt und sein Gesicht war mit einem Schweißtuch verhüllt. Jesus sagte zu ihnen: Löst ihm die Binden und lasst ihn gehen! (nach Johannes 11, 41 – 44)
Die Schriftgelehrten und die Pharisäer brachten eine Frau, die beim Ehebruch ertappt worden war. Sie stellten sie in die Mitte und sagten zu ihm: „Meister, diese Frau wurde beim Ehebruch auf frischer Tat ertappt. Im Gesetz steht, solche Frauen müssen gesteinigt werden. Was sagst du?“ Jesus richtete sich auf und sagte: „Wer von euch ohne Sünde ist, werfe als Erster einen Stein auf sie.“ Als sie das hörten, ging einer nach dem anderen fort, zuerst die Ältesten. Jesus blieb allein zurück mit der Frau. Er sagte zu ihr: „Frau, wo sind sie geblieben? Hat dich keiner verurteilt?“ Sie antwortete: „Keiner, Herr.“ Da sagte Jesus zu ihr: „Auch ich verurteile dich nicht. Geh und sündige von jetzt an nicht mehr.“
(nach Johannes 8, 3 – 11)
Unterwegs sah Jesus einen Mann, der von Geburt an blind war. »Rabbi«, fragten die Jünger, »wer ist schuld daran, dass dieser Mann blind ist? Hat er selbst Schuld auf sich geladen oder seine Eltern?« "Weder noch", sagte Jesus. "Vielmehr soll an ihm die Macht Gottes sichtbar werden." Dann spuckte er auf die Erde, rührte mit dem Speichel einen Brei und strich ihn auf die Augen des Blinden. „Geh jetzt zum Teich Siloah und wasch dich.“ Der Blinde ging und als er zurückkam, konnte er sehen. (nach Johannes 9, 1-7)
Jesus kam nach Nazareth. Am Sabbat in der Synagoge stand er auf, um zu lesen. Da wurde ihm das Buch des Propheten Jesaja gereicht. Er las die Stelle, wo geschrieben steht (Jesaja 61,1-2): »Der Geist des Herrn ist auf mir, weil er mich gesalbt hat und gesandt, zu verkündigen das Evangelium den Armen, zu predigen den Gefangenen, dass sie frei sein sollen, und den Blinden, dass sie sehen sollen, und die Zerschlagenen zu entlassen in die Freiheit und zu verkündigen das Gnadenjahr des Herrn.« Alle Augen in der Synagoge sahen auf ihn. Und er sagte: „Heute ist dieses Wort der Schrift erfüllt vor euren Ohren.“ (nach Lukas 4,16)
Und er lehrte in einer Synagoge am Sabbat. Und siehe, eine Frau war da, die hatte seit achtzehn Jahren einen Geist, der sie krankmachte; und sie war verkrümmt und konnte sich nicht mehr aufrichten. Als aber Jesus sie sah, rief er sie zu sich und sprach zu ihr: "Frau, du bist erlöst von deiner Krankheit!" Und er legte die Hände auf sie; und sogleich richtete sie sich auf und pries Gott. Da wurde der Vorsteher der Synagoge unwillig, weil Jesus am Sabbat heilte, und er sprach zu dem Volk:" Es sind sechs Tage, an denen man arbeiten soll; an denen kommt und lasst euch heilen, aber nicht am Sabbattag." Da antwortete ihm Jesus und sprach: "Ihr Heuchler! Bindet nicht jeder von euch am Sabbat seinen Ochsen oder Esel von der Krippe los und führt ihn zur Tränke? Musste dann nicht diese Tochter Abrahams, die der Satan schon seit achtzehn Jahre gebunden hat, am Sabbat von dieser Fessel gelöst werden?" Und als er das sagte, schämten sich alle, die gegen ihn waren. Und alle freuten sich über alle wunderbaren Taten, die durch ihn geschahen. (nach Lukas 13, 10 – 17)
Jesus erzählte ein Gleichnis: Ein Mann hatte zwei Söhne. Und der jüngere von ihnen sprach zum Vater: Gib mir das Erbteil, das mir zusteht. Und nicht lange danach zog der jüngere Sohn in ein fernes Land; und dort verprasste er sein Erbteil. Als er alles verbraucht hatte, kam eine große Hungersnot über jenes Land und er fing an zu hungern und ging hin und arbeitete für einen, der Schweine hatte. Und er hätte gern die Schoten gegessen, die die Säue fraßen; aber niemand gab sie ihm. Da ging er in sich und sprach: "Wie viele Tagelöhner hat mein Vater, die Brot in Fülle haben, und ich sterbe hier vor Hunger! Ich gehe heim!“ Und er machte sich auf und kam zu seinem Vater. Als er aber noch weit entfernt war, sah ihn sein Vater und er lief und fiel dem Sohn um den Hals und küsste ihn. Der Sohn sagte: „Vater, ich habe gesündigt gegen den Himmel und vor dir; ich bin es nicht mehr wert, dass ich dein Sohn heiße.“ Aber der Vater sprach zu seinen Knechten: „Bringt schnell das beste Gewand her und zieht es ihm an und gebt ihm einen Ring an seine Hand und Schuhe an seine Füße und bringt das gemästete Kalb und schlachtet es! Lasst uns essen und fröhlich sein! Denn dieser Sohn war tot und ist wieder lebendig geworden; er war verloren und ist gefunden worden.“ Und sie feierten. (nach Lukas 15, 11 – 24)
Jesus war nach Jerusalem gekommen. Und er trat in den Tempel ein und trieb alle hinaus, die im Tempel verkauften und kauften, und die Tische der Wechsler und die Sitze der Taubenverkäufer stieß er um. Und er rief: „Es steht geschrieben: »Mein Haus wird ein Bethaus genannt werden«; ihr aber macht es zu einer Räuberhöhle.“ Und es traten Blinde und Lahme in dem Tempel zu ihm, und er heilte sie. (nach Matthäus 21, 12 – 14)